«3000 Schülerinnen und Schüler sind mit Biathlon in Kontakt gekommen»

Das Schweizer Fernsehen SRF wird mehr als 20 Stunden live über die WM auf der Lenzerheide berichten. Weltweit werden Schätzungen zu Folge mehr als 600 Millionen Menschen TV-Bilder von den Biathlon-Wettkämpfen auf der Lenzerheide zu sehen bekommen. Es ist ein grosses Schaufenster, in dem sich der Biathlonsport und vor allem auch die Schweizer Athletinnen und Athleten in wenigen Wochen präsentieren können. Wir haben uns vor diesem Highlight mit Lukas Keel, Chef Biathlon von Swiss Ski, unterhalten:

Lukas, in einem Monat ist die Biathlon WM auf der Lenzerheide – was bleibt so kurz vor dem Grossanlass in der sportlichen Vorbereitung noch zu tun?
Am 26. Januar haben wir den letzten Biathlon Weltcup, dessen Resultate auch noch einen Einfluss auf die Selektion für die WM haben. Nach diesem Weltcuprennen wird das WM-Team bestimmt. Wenn alle gut läuft, haben wir dann fünf Männer und fünf Frauen, die an der WM teilnehmen dürfen. Mit diesem Team werden wir dann ein Precamp durchführen, um uns optimal auf die WM vorzubereiten. Dieses Camp findet allerdings nicht auf der Lenzerheide statt – da wäre so kurz vor der WM zu viel Trubel – sondern in Antholz.

Welchen Effekt könnte die Heim-WM auf den Biathlonsport in der Schweiz haben?
Wir hoffen schon, dass der Biathlonsport mit der Heim-WM mehr Aufmerksamkeit bekommt. Im Rahmen der WM wurden auch verschiedene Legacy Projekte realisiert. Eines davon war beispielsweise, dass wir Biathlon im Kanton Graubünden an den Schulen vorgestellt haben. So sind 3000 Schülerinnen und Schüler in Kontakt mit dem Biathlonsport gekommen.

Wie steht es um die Entwicklung im Schweizer Biathlonsport generell? Gibt es da über die letzten Jahre einen erkennbaren Trend?
Ja, definitiv. Einerseits sehen wir an den Mediendaten, dass das Interesse in der Schweiz am Biathlonsport gestiegen ist. Das zeigen beispielsweise die Zuschauerzahlen der Weltcup-Übertragungen auf SRF. Andererseits sind auch die Teilnehmerzahlen an unseren Nachwuchsrennen in den letzten Jahren stetig gestiegen. Und wir haben bei der nationalen Elite im Biathlonsport erstmals eine Generation von Athletinnen und Athleten, die den Biathlonsport von Kind auf gelernt hat. Früher hatten wir primär mit Umsteigerinnen und Umsteigern aus dem Langlaufsport gearbeitet. Dass wir jetzt von Grund auf ausgebildete Biathletinnen und Biathleten haben, bringt uns eine ganz neue Qualität.

Ist Biathlon in der Schweiz breitensporttauglich?
Im Biathlonsport gibt es keine Volksläufe, wie das beispielsweise im Langlauf der Fall ist. Das hängt ganz einfach damit zusammen, dass man nicht einfach so mit einem Kleinkalibergewehr schiessen kann. Es gibt jedoch heute auch Möglichkeiten, mit Lasergewehren oder Luftgewehren zu schiessen. Allenfalls ergeben sich daraus dann auch Möglichkeiten für eine breitere Öffentlichkeit, sich im Biathlonsport zu versuchen.

Kann ich denn als Laie überhaupt Biathlon ausprobieren?
Ja, natürlich. Die beiden grössten Biathlonanlagen in der Schweiz – auf der Lenzerheide und im Goms – bieten Schnupperkurse für Einzelpersonen und für Gruppen an, wo man ohne Vorkenntnisse Biathlon ausprobieren kann. Zudem gibt es auch Schnupperkurse für Fortgeschrittene, bei denen man anschliessende eine Zertifizierung erhält, damit man auf den Biathlonanlagen individuell trainieren darf.

Was macht für dich die Faszination Biathlon aus?
Es geht im Biathlonsport nicht nur um die reine Härte des Ausdauersports. Mit dem Schiessen kommt ein spielerisches Element dazu, das zugleich aber auch enorm viel Präzision erfordert. Das führt dazu, dass der Wettkampf bis zum letzten Schuss spannend bleibt – sowohl für die Zuschauerinnen und Zuschauer, als auch für die Athletinnen und Athleten. Das gibt dem Biathlonsport eine besondere Attraktivität. Darum: Unbedingt einmal selbst ausprobieren!