Drehen statt Schnallen: Das Boa-System revolutioniert den Skischuhmarkt

Jahrzehnte lang waren die Schnallen das einzig gängige Verschlusssystem für Skischuhe. Das ändert sich nun. Das Boa-System, ein praktischer Drehverschluss, der in anderen Sportarten längst Usus ist, ist nun auch im alpinen Skisport auf dem Vormarsch. Wir haben mit Felix Bösch, Sales und Country Manager Schweiz von K2, und Ivan Brunold, Verkaufsleiter Sport von «Meini Sport» in Laax über die Innovation im Skischuhmarkt gesprochen.
Das Boa-System – ein Drehverschluss für Schuhe – hat sich unter anderem im Snowboardsport, im Golf, beim Biken, beim Langlaufen oder dem Trailrunning längst durchgesetzt. Und nun scheint es auch im alpinen Skisport nachhaltig Fuss zu fassen. Bereits in dieser Saison haben verschiedene Hersteller entsprechende Produkte auf den Markt gebracht und im nächsten Jahr werden alle grossen Hersteller das Boa-Drehverschlusssystem in ihren Skischuhen verbaut haben.
«Das ist ein Gamechanger im Skischuhgeschäft.»
– Felix Bösch
Doch was genau ist denn eigentlich das Boa-System und wie funktioniert es? Statt wie bisher die Skischuhe mit Hilfe von Schnallen zu schliessen, ist das dank dem Boa-System ganz einfach mit Hilfe eines kleinen Rädchens möglich. Wenn man an diesem Rädchen dreht, wird ein dünnes Kabel angezogen oder gelockert, wodurch der Schuh enger oder weiter gemacht wird. Auf diese Weise lässt sich die Passform des Schuhs schnell und einfach einstellen. «Das ist ein Gamechanger im Skischuhgeschäft», ist Felix Bösch überzeugt. Er ist Sales und Country Manager Schweiz bei K2, wo das Boa-System bereits seit 30 Jahren in den Snowboardschuhen verbaut wird. «Wir sind seit Tag eins bei der Entwicklung des Boa-Systems für Skischuhe mit dabei, denn wir sind überzeugt, dass das Potenzial dieses Verschlusssystems riesig ist.»

Weniger Druckstellen
Seit drei Jahren hat K2 entsprechende Skischuhe auf dem Markt. Die Vorteile beschreibt Felix Bösch wie folgt: «Das Rädchen des Boa-Systems lässt sich mit zwei Fingern bedienen, was Feinjustierungen an den Schuhen sehr einfach und unkompliziert macht. Ebenfalls sind dank diesem System grössere Überlappungen der Schalen im Schuh möglich, wodurch sich die Schalen besser um den Fuss schliessen und gerade Personen mit schmalen Füssen einen besseren Halt haben. Zudem verteilt sich der Druck über dem Rist besser und es gibt weniger Druckpunkte. So werden die Skischuhe bequemer.» Auch beim Skifahren selbst bringen Schuhe mit dem Boa-Schliesssystem Vorteile mit. Gemäss Bösch ist die Kraftübertragung auf den Ski direkter und auch der Halt ist besser.
Interesse ist vorhanden
Doch wie kommen die Boa-Skischuhe denn eigentlich beim Endkunden an? Das haben wir Ivan Brunold gefragt, der im «Meini Sport» in Laax als Verkaufsleiter Sport tätig ist. Seine Antwort: «Man muss beim Kunden schon Überzeugungsarbeit leisten, weil die Boa-Skischuhe anders aussehen und es entsprechend Kunden gibt, die das nicht gewohnt sind und es komisch finden», sagt Brunold, der selbst Boa-Skischuhe fährt und vom System überzeugt ist. «Wenn man aber die Funktionsweise genau erklärt und aufzeigen kann, dass die Schuhe mehr Komfort bieten, ist das Interesse durchaus vorhanden.»

Es ist mittlerweile die zweite Wintersaison, in der «Meini Sport» die Boa-Skischuhe im Verkauf hat. Rund ein Viertel der verkauften Schuhe sind derzeit mit einem Boa-System ausgerüstet. In der Vermietung seien es etwa 20 Prozent, wie Ivan Brunold erklärt. «Ich sehe gerade in der Vermietung sehr viel Potenzial für die Boa-Skischuhe, denn sie sind bequemer und einfacher in der Handhabung. Das ist ein grosser Vorteil. Es braucht aber noch ein bisschen Zeit, bis sich die Kunden und auch die Verkäuferinnen und Verkäufer an die Boa-Skischuhe gewöhnt haben.» Brunold rechnet damit, dass in rund fünf Jahren der Grossteil der vermieteten Skischuhe mit dem Boa-System ausgestattet ist.
Noch viel Potenzial vorhanden
Im nächsten Jahr kommen bei einigen Herstellern bereits die zweite Generation der Boa-Skischuhe auf den Markt: Diejenigen mit zwei Dreirädchen – eines für die Feinjustierung der Schuhe über dem Rist und eines für die Feinjustierung im Bereich Knöchel und Wade. «Dadurch lassen sich die Skischuhe noch individueller anpassen und sind für noch mehr Füsse bequem zu tragen. Wir stecken aber noch immer am Anfang der Entwicklung von Boa-Skischuhen. Da wird in den nächsten Jahren noch viel mehr kommen», so Felix Bösch. Er rechnet damit, dass in zwei Jahren 60 Prozent aller verkauften Skischuhe für Erwachsene ein Boa-System haben werden. «Wir haben jetzt schon Händler, die für nächste Saison 90 Prozent Boa-Skischuhe an Lager nehmen. Dieses System wird sich durchsetzen. Davon bin ich überzeugt.»