Inputs zum Fachkräftemangel: «Denken Sie wie ein Hotelbetreiber»

Am 5. Sport Business Network Day der beiden Verbände SPAF und ASMAS haben sich 130 Personen aus Sportindustrie und Sporthandel zum Austausch im Campus Sursee getroffen. Hauptthema der Veranstaltung war der Fachkräftemangel und die Frage, wie man ihm begegnen soll.

«Wer immer noch glaubt, dass der Fachkräftemangel eine temporäre Erscheinung sei, der läuft gegen eine Wand. Und zwar mit vollem Tempo», sagte Markus Wolf, Präsident des SPAF in seiner kurzen Einleitungsansprache anlässlich des 5. Sport Business Network Day in Sursee. Seine Einschätzung untermalte er mit der demografischen Entwicklung am Beispiel des Kantons Graubünden, dem gemäss Schätzungen in 20 Jahren rund 32’000 Arbeitskräfte fehlen werden. Genau dieser Fachkräftemangel war denn auch das Hauptthema im Referat von Rüdiger Maas, Generationenforscher, Psychologe und Bestseller-Autor.

«Wer immer noch glaubt, dass der Fachkräftemangel eine temporäre Erscheinung sei, der läuft gegen eine Wand.»

– Markus Wolf, Präsident SPAF

In seinem rund 45-minütigen Vortrag, der vollgepackt war mit interessanten Fakten und einleuchtenden Beispielen aus dem Alltag, lud er die Anwesenden ein, einen Perspektiven-Wechsel vorzunehmen, um den Fachkräftemangel besser zu verstehen. Und zwar ging es ihm darum, die Generation Z – also die Jugendlichen, die bald eine Ausbildung in Angriff nehmen – besser zu verstehen.

Ganz anders sozialisiert

Wie sieht also die Welt der Generation Z aus? Der zentrale Punkt bei dieser Frage: «Die Generation Z denkt ausschliesslich digital. Sie sind mit dem Internet und Smartphones aufgewachsen. Dies führt dazu, dass sie eine komplett andere Sozialisation durchlaufen als die früheren Generationen», sagt Maas. Die Auswirkungen davon sind enorm. Ein paar Beispiele:

  • Die Generation Z ist die erste Generation, die aufgrund der Digitalisierung einen Wissensvorsprung auf die Generation ihrer Eltern hat. Es sind die Kinder, die Wissen an ihre Eltern weitergeben und die Eltern sind es, die sich in ihrem Verhalten oder ihrem Aussehen an den Kindern orientieren (bspw. Eltern, die auf TikTok sind oder Modetrends ihrer Kinder übernehmen).
  • Diese Verschiebung des Wissensvorsprungs führt dazu, dass das Erfahrungswissen der Eltern und Grosseltern für die Generation Z kaum einen Wert hat. Dies weil ihre Alltagswelt grundlegend anders ist.
  • Die Generation Z verbringt 4 bis 12 Stunden pro Tag am Smartphone. Das führt dazu, dass sie sehr viel weniger Zeit in der analogen Welt verbringen und daher oftmals unbeholfen sind im Umgang mit anderen Menschen.
  • Für die Generation Z haben Arbeit und Freizeit denselben Stellenwert. Genau wie in der Freizeit wollen sie also auch bei der Arbeit das Angebot nutzen, das am meisten Spass macht und am besten passt. Das führt dazu, dass die Generation Z oftmals Angst hat, dass sie ein besseres Jobangebot verpassen könnte. Ein Phänomen, das sich «Fear of better Option» nennt. Das wiederum hat zur Folge, dass die jüngere Generation tendenziell unglücklicher ist und Angst hat, Entscheidungen zu treffen, weil die Auswahl zu gross ist.
  • Das Grundverständnis der Generation Z ist ein anderes, wenn es um die Berufswahl geht. Der Fachkräftemangel und die Tatsache, dass viele Stellen unbesetzt sind, führt dazu, dass die Generation Z die Situation gar nicht kennt, dass man sich aktiv um einen Job bemühen muss. Rüdiger Maas fasst das wie folgt zusammen. «Die Sichtweise der Generation Z ist folgende: Ich bin hier, nicht weil ich muss, sondern weil ich dich als Arbeitgeber ausgesucht habe. Entsprechend ist auch die Erwartungshaltung an den Arbeitgebenden ganz anders als früher.»

Arbeitsklima ist entscheidend

Doch was heisst das denn nun für Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber? Wie sollen sie mit dieser veränderten Situation umgehen und mit der Tatsache, dass die jungen Leute mit Forderungen und Ansprüchen an ein Bewerbungsgespräch kommen? Rüdiger Maas hat dafür die Analogie des «Hotelbuchens» als Erklärung zu Hilfe genommen. «Wenn ich ein Hotelzimmer buche für meinen Urlaub, dann will ich das beste Hotelzimmer haben, das es gibt. Ich bin nicht bereit Abstriche zu machen, weil der Pool saniert wird oder mein Zimmer noch nicht bereit ist. Wenn das passiert, dann wechsle ich das Hotel, weil ich ja mehr als genügend Alternativen habe. Genau so läuft das ab, wenn die Generation Z eine Arbeitsstelle sucht. Sie als Arbeitgebende sind in diesem Beispiel die Hotelbetreiber. Denken Sie wie ein Hotelbetreiber, der sich von der Konkurrenz absetzen muss.»

Entsprechend rät Rüdiger Maas den Arbeitgebenden folgendes: «Studien haben gezeigt, dass bei der Generation Z das Arbeitsklima das wichtigste Kriterium ist für die Auswahl des Jobs. Sie wollen sich wohl fühlen, sich einbringen und ernst genommen werden. Genau darauf würde ich setzen. Sie müssen sich fragen: Macht die Arbeit in unserem Betrieb Spass? Ist der Vorgesetzte cool? Geht er auf die Lernenden ein? Wenn das der Fall ist, könnt ihr euch genau damit von der Konkurrenz absetzen. Kriterien wie Viertagewoche, Lohn oder Ferientage sind vergleichbar und damit austauschbar. Faktoren wie der Spass bei der Arbeit, Wertschätzung oder gute Vorgesetzte dagegen nicht. Damit kann man punkten.»