Pickleball – was hat es mit der neuen Trendsportart aus den USA auf sich?

Pickleball heisst die nächste Racketsportart, die sich aufmacht, die Sportwelt zu erobern. Dies nachdem zuletzt bereits Padel den arrivierten Rückschlagspielen wie Tennis, Badminton und Squash den Platz streitig gemacht hat. Doch was genau ist Pickleball, wie sieht die Pickleball-Situation in der Schweiz aus und welches Potenzial hat die Sportart hierzulande?
Nachgefragt haben wir bei Pascal Blöchlinger. Er arbeitet bei der Firma HEAD und ist dort unter anderem für die Racketsportarten zuständig. HEAD ist offizieller Sponsor der Swiss Pickleball Association, die es seit 2023 gibt. Wie also beurteilt Pascal Blöchlinger das Potenzial der neusten Racketsportart? «Pickleball steht in der Schweiz noch ganz am Anfang seiner Entwicklung. Daher ist eine Prognose schwierig, aber die Zahlen aus den USA zeigen, dass Pickleball ein enormes Potenzial hat», so Blöchlinger.
Werfen wir also einen Blick über den Atlantik. Dort weist Pickleball in der Tat beeindruckende Zahlen auf. Gemäss einer Studie der Association of Pickleball Professionals APP haben 2023 48,3 Millionen Amerikanerinnen und Amerikaner zumindest einmal Pickleball gespielt – das entspricht fast 20 Prozent der Gesamtbevölkerung. Darunter sind auch einige ganz prominente Namen wie die Hollywood-Grössen George Clooney, Leonardo DiCaprio oder Jamie Foxx, die für Pickleball werben. Genauso wie die früheren amerikanischen Tennisstars John McEnroe, Andy Roddick, Michael Chang und Andre Agassi.
«Pickleball steht in der Schweiz noch ganz am Anfang seiner Entwicklung.»
– Pascal Blöchlinger
Die Regeln im Überblick
Doch wie funktioniert denn nun eigentlich diese Sportart. Hier die wichtigsten Regeln: Gespielt wird Pickleball meist im Doppel, also zwei gegen zwei. Das Feld entspricht dem Badminton Doppelfeld. Serviert wird nicht wie im Tennis überkopf, sondern der Ball wird von unterhalb der Hüfte in einem Bogen auf die andere Seite geschlagen. Der Service darf nicht direkt retourniert werden, sondern das gegnerische Team muss den Ball einmal aufspringen lassen. Der Return muss dann ebenfalls einmal aufspringen, bevor er geschlagen werden darf. Ab dann dürfen auch Volleys gespielt werden. Es ist allerdings untersagt, in der rund zwei Meter langen Zone links und rechts vom Netz, welches das Spielfeld halbiert, zu vollieren. Diese Non-Volley-Zone heisst im Jargon «Kitchen».

Punkte kann man nur gewinnen, wenn man serviert. Gewinnt das returnierende Team den Punkt, erhält es das Servicerecht und kann dann ebenfalls punkten. Gespielt wird in den meisten Fällen bis elf Punkte, wobei man eine Zwei-Punkte-Differenz benötigt, um einen Satz zu gewinnen (bspw. 11:9). Wenn die Zwei-Punkte-Differenz nicht gegeben ist, obwohl ein Team bereits 11 Punkte erzielt hat, wird weitergespielt. Spätestens bei 14:14 gibt es einen Entscheidungspunkt. Die meisten Partien werden auf zwei oder drei Gewinnsätze ausgetragen.
Sehr einfach zugänglich
So viel zu den Regeln und der Zählweise. Schauen wir uns doch die aktuelle Situation in der Schweiz an. Aktuell gibt es gemäss der Swiss Pickleball Association neun Pickleball Vereine und sieben Sportcenter, wo Pickleball gespielt werden kann. Der Vorteil von Pickleball besteht aber unter anderem genau darin, dass man nicht zwingend ein Sportcenter oder einen Verein braucht. «Pickleball ist sehr einfach zugänglich für alle. Einerseits, weil es viel einfacher zu spielen ist als beispielsweise Tennis. Dies weil das Feld viel kleiner ist und die Bälle viel langsamer fliegen und dadurch einfacher zu kontrollieren sind. Und andererseits, weil man Pickleball überall spielen kann. Auf einem Tennisplatz, auf einer Strasse oder in einer Turnhalle», beschreibt Pascal Blöchlinger. Alles, was es zum Spielen braucht, sind die Rackets, die Bälle und die mobilen Netze, die dann überall aufgestellt werden können.

In Europa ist es noch ruhig
Welche Zielgruppe sieht Pascal Blöchlinger denn für die neue Racketsportart und wie soll sie sich neben Tennis, Padel, Badminton und co. einreihen? «Ich glaube nicht, dass eine grosse Anzahl von passionierten Tennis- oder Padelspielern vollumfänglich zum Pickleball wechseln. Ich sehe aber ein grosses Potenzial einerseits bei den Kindern im Sportunterricht an der Schule und andererseits bei Personen, die noch keinen Racketsport ausüben. In beiden Fällen vor allem deshalb, weil Pickleball sehr einfach zu erlernen ist und von Anfang an Spass macht. Da die Laufwege kürzer und die Bälle langsamer fliegen als beim Tennis oder Padel ist, kann man Pickleball auch im fortgeschrittenen Alter noch spielen.» Auf eine Prognose, wie gross Pickleball in der Schweiz dereinst werden wird, will sich Pascal Blöchlinger dann aber doch nicht herauslassen. «Das ist unglaublich schwierig zu sagen. In Amerika ist es ein Riesenthema, in Europa ist es dagegen noch sehr ruhig. Man darf also gespannt sein.»