Schuhe, Kleidung, Stöcke und Accessoires – die richtige Ausrüstung fürs Trailrunning

Im ersten Teil unserer Artikel-Serie zum Trailrunning haben wir uns einen Überblick über die Schweizer Trailrunning Szene verschafft. Im zweiten Teil widmen wir uns nun dem Thema der Ausrüstung. Mit Livio Bieler, der im Familienunternehmen Bieler Sport mit Filialen in Bonaduz und Chur unter anderem für den Bereich Trailrunning zuständig ist, sprechen wir über Schuhe, Bekleidung, Stöcke und Accessoires.
Schuhe
Die richtigen Schuhe sind in sehr vielen Sportarten mitentscheidend. Dass dies auch im Trailrunning der Fall ist, vermag wohl kaum jemanden zu überraschen. Aber worauf muss man denn eigentlich achten, wenn man einen Trailrunning Schuh kaufen möchte? Livio Bieler bringt uns fünf Bereiche näher, die berücksichtigt werden sollten:
1. Die Sohle
Bei der Sohle sollte darauf geachtet werden, dass eine griffige Gummimischung verwendet wird, die für guten Halt sorgt. Viele Hersteller von Trailrunning Schuhen setzen dafür entweder auf die Mischung von «Vibram» oder haben eine eigene Mischung entwickelt. «Wer viel hoch und runter rennt, der sollte darauf achten, dass seine Trailrunning Schuhe ein gutes Stollenprofil aufweisen, das im Vorderfussbereich für die Aufstiege einen guten Halt bietet und im Fersenbereich für die Abstiege optimiert wurde», sagt Livio Bieler.
2. Der Schaft
Ebenfalls wichtig ist, dass der Trailrunning Schuh auch einen guten Halt über das Rist bietet. «Besonders wichtig ist, dass auch der seitliche Halt gewährleistet ist, da im Trailrunning regelmässig auch auf seitlich abfallendem Gelände traversiert werden muss», so Livio Bieler.
3. Die Wasserdichtigkeit
Ob ein Trailrunning Schuh wasserdicht sein muss oder nicht, hängt ganz davon ab, wann er genutzt wird. Livio Bieler hat folgende Faustregel: «Wer im Winter unterwegs ist oder in der Übergangszeit im Frühling und Herbst, bei dem sind wasserdichte Trailrunning Schuhe mit einer Gortex Membran sinnvoll, weil die Füsse trocken bleiben. Wer dagegen nur im Sommer unterwegs ist, kann auf die Goretex-Membran verzichten zu Gunsten der höheren Atmungsaktivität», erklärt Bieler.

4. Die Schnürung
Bei der Schnürung gibt es zwei Systeme. Die herkömmliche Variante mit Schnürsenkeln, die eine hohe Flexibilität bei der Schnürung ermöglicht, so dass beispielsweise Druckstellen weniger eng zugebunden werden können. Es gibt mittlerweile jedoch auch immer mehr Schuhe, die auf ein Schnellschnürsystem setzen. Dabei müssen die Schuhbändel nicht gebunden werden, sondern die Schnürung erfolgt durch ein einfaches Ziehen an einem Rädchen. Livio Bieler empfiehlt beim Schnürsystem auf die eigene Präferenz zu setzen und sich beim Kauf im Fachgeschäft über die verschiedenen Möglichkeiten informieren zu lassen.
5. Die Einlagesohle
«Die Einlagesohle ist sehr wichtig, geht aber häufig vergessen. Viele nutzen einfach die Sohle des Herstellers, aber die ist in der Regel auf Komfort ausgerichtet und sehr einfach gehalten, da sie für alle Füsse passen muss», so Livio Bieler. Er empfiehlt daher den Läuferinnen und Läufern, die regelmässig unterwegs sind, eine separate Einlagesohle zu nutzen, damit die Druckverteilung optimiert und damit die Gelenke geschont werden. Zudem hat er noch einen Tipp: «Es ist trotzdem sinnvoll, immer mal wieder die Einlagesohle rauszunehmen und die Sohle des Herstellers zu nutzen. So muss sich der Fuss immer wieder an Veränderungen gewöhnen und wird gefordert.»
Bei den Trailrunning Schuhen gibt es mittlerweile von sehr vielen verschiedenen Herstellern Modelle. Führend sind aktuell Salomon, das zu den Pionieren gehörte, und Hoka. Aber auch immer mehr Hersteller von Wanderschuhen – beispielsweise Lowa – bieten Trailrunning Schuhe an. Bei den Trailrunning Schuhen wird unterschieden zwischen Trainingsschuhen, die den Fokus auf den Halt und die Dämpfung legen, sowie den Light Weight Trailrunning Schuhen, die sehr leicht sind und für Wettkämpfe genutzt werden. Bei den Wettkampfschuhen gibt es auch noch solche, die mit Kunststoff- oder Carboneinsätzen ausgestattet sind für einen besseren Vortrieb und weniger Durchstiche im Vorfussbereich. Wer ganz lange Touren (50km plus) plant, dem empfiehlt Livio Bieler sogenannte Ultra-Schuhe, die den Fokus auf eine gute Dämpfung und ein starkes Stollenprofil legen.

Bekleidung
Fürs Trailrunning wird eine spezifische Kleidung benötigt. Was genau dazu gehört und warum, erklären wir dir in den folgenden sechs Punkten:
1. Jacke
Wer Trailrunning ausübt – vor allem in den Bergen – ist der Witterung ausgesetzt, die teilweise schnell wechseln kann. Entsprechend wichtig ist es, dass man eine wasserdichte und zugleich möglichst atmungsaktive Jacke dabei hat, die sich klein zusammenfalten lässt, damit sie nicht zu viel Platz beansprucht.
2. Shirts
Die Shirts fürs Trailrunning sollten auf keinen Fall an den Brustwarzen oder beim Rucksack scheuern.
3. Hosen
Die klassischen Trailrunninghosen sind sogenannte «zwei in eins» Hosen. Die erste Hose sind enganliegende Tights und darüberliegend als zweite Schicht folgt eine normale Laufhose. Es gibt Modelle, die am Hüftbund verschiedene Features integriert haben. «So können beispielsweise die zusammengeklappten Stöcke befestigt werden oder es gibt kleine Taschen für Gels, Riegel und Trinkflaschen», sagt Livio Bieler.
4. Socken
Bei den Socken sollten auf keinen Fall Baumwollsocken verwendet werden. «Die sind für Trailrunning ungeeignet, weil sie den Schweiss nicht transportieren und schlecht abtrocknen. Gute Laufsocken sind eher enganliegend, im Zehen- und Fersenbereich verstärkt, haben ein Garn, das durch Reibung nicht heiss wird und trocknen sehr schnell», sagt Livio Bieler.
5. Kompressionsstulpen
Gerade für längere Läufe und Wettkämpfe eignen sich Kompressionsstulpen, die vom Fussgelenk bis zur Kniekehle reichen. Livio Bieler erklärt warum: «Die Strümpfe komprimieren die Muskulatur, was durch weniger Erschütterung zu weniger Muskelkater und einer geringeren Ermüdung führt. Zudem wird der Blutrückfluss verbessert, was zu «leichteren» Beinen führt und dadurch die Leistungsfähigkeit erhöht.»
6. Rucksack
Bei den Rucksäcken gibt es ganz verschiedene Modelle und Grössen. Wichtig ist, dass der Rucksack genügend Platz bietet für Verpflegung, Getränke, eine Regenjacke und eine Wärmedecke und natürlich sitzt wie eine zweite Haut.

Stöcke
Stöcke sind gerade im steileren Gelände eine grosse Hilfe. Beim Aufstieg kann man sich mit den Armen hochziehen und so die Beine ein wenig entlasten. Beim Abstieg kann man sich abstützen und ebenfalls die Beine entlasten. «Wichtig ist, dass die Stöcke leicht sind und sich schnell zusammenklappen lassen – idealerweise in drei Teile, damit man die Stöcke auch platzsparend verstauen kann», sagt Livio Bieler. Wer nur kürzere Distanzen zurücklegt oder im flachen Gelände unterwegs ist, braucht nicht zwingend Stöcke.
Accessoires
Wer regelmässig und vor allem längere Strecken im Trailrunning zurücklegt, der kann sich noch verschiedene weitere Accessoires anschaffen. Hier eine nicht abschliessende Liste:
- Trinkblasen mit Schlauchsystem
- (Soft) Flasks
- Trinkbecher
- Wärmedecke
- Stirnband/Mütze
- Verpflegung
Zudem ist es wichtig, das Handy immer dabei zu haben, damit man im Notfall jemanden anrufen kann.