«Viele Betriebe konnten ihre Lehrstellen deutlich früher besetzen als sonst»
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ASMAS, der Verband Sportfachhandel Schweiz, hat die Kampagne «Mach, was du liebst» lanciert, um mehr Lernende für den Detailhandel Sport zu gewinnen. Nach rund eineinhalb Jahren ziehen wir mit ASMAS-Präsident Peter Bruggmann Bilanz, sprechen darüber, ob und wie die Kampagne weitergeführt wird und welche Auswirkungen das Aus von SportX auf die Ausbildungsplätze in der Sportartikel Branche hatte.
Peter, ihr habt vor rund eineinhalb Jahren die Kampagne «Mach, was du liebst» lanciert, um mehr Lernende für den Detailhandel Sport zu gewinnen. Wie fällt das Fazit aus?
Wir konnten durch diese Initiative mehr Lernende für den Detailhandel Sport gewinnen, was für uns ein grosser Erfolg ist. Darüber hinaus konnten wir das Image unseres Berufes durch die Kampagne nachhaltig aufwerten. Ein weiterer positiver Effekt war die gesteigerte Nutzung unserer Website – insbesondere im Bereich Berufsbildung. Das weist auf ein wachsendes Interesse an unserem Berufsfeld hin.
Wenn wir etwas tiefer in die Kampagne eintauchen – ihr habt rund 1000 Schulen in der ganzen Schweiz mit Infosets beliefert, wo unter anderem auch direkt eine Schnupperlehre bei einem Betrieb in der Region gebucht werden konnte. Wie ist das angekommen?
Auch dieser Teil der Kampagne war ein grosser Erfolg. Die Resonanz auf die versandten Infosets war überwiegend positiv. Lediglich eine negative Rückmeldung erhielten wir, die sich auf das verwendete Material bezog. Dies nehmen wir als Ansporn, bei einer zukünftigen Kampagne noch stärker auf nachhaltige Materialauswahl zu achten. Besonders erfreulich ist, dass wir durch diese Initiative mehrere Dutzend Schnupperlehren in regionalen Betrieben vermitteln konnten, was ein klares Zeichen für das Interesse und die Wirksamkeit dieser Massnahme ist.
«Wir konnten mit dieser Kampagne die Anzahl Lernenden um 10 Prozent steigern.»
– Peter Bruggmann
Das zweite Standbein der Kampagne war ein Angebot für Lehrpersonen, dass Expertinnen und Experten aus der jeweiligen Region für eine kurze Präsentation die Schule besuchen. Wie wurde dieses Angebot genutzt?
Dieses Angebot hatte leider weniger Erfolg als wir das erwartet hatten. Wir konnten lediglich zwei Präsentationen vermitteln. Allerdings gibt es in einigen Regionen bereits etablierte Kooperationen im Rahmen des Berufswahlunterrichts, bei denen Unternehmen unseren Beruf vorstellen dürfen. In diesen Fällen konnten wir die bestehenden Partner mit einer aktualisierten Präsentation unterstützen, um die Inhalte auf den neuesten Stand zu bringen und das Interesse der Schülerinnen und Schüler zu fördern.
Wie hat sich die gesamte Kampagne letztlich auf die Zahl der Lernenden ausgewirkt?
Wir konnten mit dieser Kampagne die Anzahl Lernenden um 10 Prozent steigern.
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Das Aus von SportX im letzten Jahr hatte auch Auswirkungen auf viele Lernende im Detailhandel Sport. Wie viele Ausbildungsplätze waren betroffen?
SportX hatte jedes Jahr rund 30 Lernende im Detailhandel Sport ausgebildet. Diese Lehrstellen fallen nun – mit Ausnahme der Filialen, die Ochsner Sport übernommen hat – weg. Wir rechnen damit, dass dies rund 20 Lehrstellen pro Jahr sein werden.
Und was ist mit den Lernenden geschehen, die noch mitten in der Ausbildung waren?
Glücklicherweise konnten für alle betroffenen Lehrverhältnisse eine Anschlusslösung gefunden werden. Viele Lernende konnten nach der Übernahme von SportX durch Ochsner Sport direkt bei Ochsner Sport bleiben. Einige haben zu anderen Sportgeschäften in ihrer Region gewechselt, während einige innerhalb der Migros-Gruppe auf neue Ausbildungsplätze vermittelt wurden. Damit wurde sichergestellt, dass keine Ausbildung unterbrochen werden musste und alle Lernenden ihre Lehre erfolgreich fortsetzen können.
Du hast vorhin gesagt, dass nun jährlich etwa 20 der insgesamt rund 350 Ausbildungsplätze im Detailhandel Sport wegfallen. Was bedeutet das für die Sportartikel Branche in der Schweiz?
Das bedeutet, dass die Branche künftig mit einem Rückgang der Anzahl an Lernenden rechnen muss. Dies könnte langfristig auch den Fachkräftenachwuchs im Sportartikelhandel beeinträchtigen, was die Branche vor zusätzliche Herausforderungen stellt.
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Was unternimmt der Verband ASMAS dagegen?
Unser Ziel ist ganz klar, die 30 Ausbildungsplätze, die verloren gegangen sind, zu kompensieren. Dafür suchen wir aktiv das Gespräch mit unseren Mitgliedern, die aktuell keine Lehrstellen anbieten.
Wie sieht die Situation fürs kommende Jahr aus? Sind die Lehrstellen im Detailhandel Sport schon besetzt?
Genaue Zahlen habe ich nicht, aber aus den Gesprächen mit unseren Mitgliedern kann ich Erfreuliches berichten. Wir haben viele Betriebe, die ihre Lehrstellen viel früher als sonst bereits besetzen konnten, da deutlich mehr Bewerbungen eingegangen sind. Das spricht einerseits dafür, dass die Ausbildung im Detailhandel Sport sehr attraktiv ist, und andererseits auch dafür, dass unsere Kampagne «Mach, was du liebst» weiterhin Wirkung zeigt.
Du sprichst die Kampagne gerade an – geht es damit weiter?
Wir führen die Kampagne weiter. In diesem Jahr haben wir auf einen grossen Postversand verzichtet, führen sie aber digital weiter. Die Schulen werden erneut angeschrieben und haben die Möglichkeit, Infomaterial zu bestellen, um die Berufswahl ihrer Schülerinnen und Schüler zu unterstützen. Die Online-Registrierung bleibt permanent verfügbar, und es gehen weiterhin regelmässig Anfragen ein. Dies zeigt, dass der initiale Versand nachhaltig Wirkung zeigt und das Material an den Schulen langfristig genutzt wird. Wir werden daher die digitale Präsenz der Kampagne weiter stärken, um eine noch grössere Reichweite zu erzielen.
Und wie sieht die längerfristige Zukunft aus?
Aktuell planen wir, für das Jahr 2026 wieder einen physischen Versand von Informationsmaterial an Schulen vorzunehmen. Das ist aber noch nicht final entschieden. Klar ist, dass wir die Kampagne weiterziehen werden, um unseren Beruf weiter zu stärken.
Mehr erfahren
Alle Informationen rund um die Kampagne «Mach, was du liebst» von ASMAS findest du hier.