Zweirad-Assistent/in EBA: Eine neue Möglichkeit für den Sportfachhandel

Robert Weishaupt ist der neue Präsident des Verbandes 2rad Schweiz. Im Interview stellt der Aargauer seinen Verband vor, erzählt von seinen Zielen und erklärt, weshalb die neue Ausbildung Zweirad-Assistent/in EBA gerade auch für grössere Sportfachhändler mit eigener Fahrradabteilung interessant sein könnte.
Robert, du bist seit dem 26. November Präsident von 2rad Schweiz, dem Verband des Zweirad-Fachhandels. Kannst du uns die wichtigsten Eckpunkte angeben, die unsere Mitglieder aus dem Sportfachhandel über 2rad Schweiz wissen müssen?
Gerne. Wir sind der Dachverband des Schweizerischen Zweiradgewerbes – also der Motorrad- und Fahrradgeschäfte. Wir kümmern uns hauptsächlich um das Thema der Berufsbildung – Stichwort Nachwuchsförderung – und um die Weiterbildung. Dabei sind wir für drei Ausbildungen zuständig. Das sind Fahrradmechaniker/in EFZ, Motorradmechaniker/in EFZ und neu auch Zweiradassistent/in EBA. Zudem sind wir als 2rad Schweiz die Branchenvertretung gegenüber Politik, Wirtschaft und Behörden.
«Wir können den Fachkräftemangel nicht wegdiskutieren.»
– Robert Weishaupt
Mit welchen Zielen bist du als Präsident von 2rad Schweiz angetreten?
Ich habe mir mehrere Ziele gesetzt. Ich möchte die Wahrnehmung unseres Verbands gegenüber den Händlern, sowie den Mechanikerinnen und Mechanikern, aber auch gegenüber der Politik und den Kundinnen und Kunden vergrössern. Ich würde sehr gerne auch unsere Mitgliederzahl erhöhen. Die liegt aktuell bei etwas mehr als 800, wir hätten aber schweizweit rund 2200 Fahrrad- und Motorradgeschäfte, die in unseren Verband eintreten könnten. Da haben wir also noch Luft nach oben. Und als drittes Ziel möchte ich, dass 2rad Schweiz in der Politik besser vernetzt ist. Dies damit wir in Bundesbern auch gehört und miteingebunden werden, wenn es Themen gibt, die unsere Branche betreffen – beispielsweise die Motorradzulassungen oder die Helmtragepflicht bei Velos.
Welches sind aus deiner Sicht die grössten Herausforderungen in der Zweirad-Branche?
Das ist der Fachkräftemangel. Den können wir nicht wegdiskutieren und der wird sich in den kommenden Jahren noch weiter akzentuieren. Und das, obwohl wir beim Nachwuchs eigentlich eine gute Arbeit machen und aktuell wieder mehr Jugendliche und junge Berufsleute ausbilden als noch vor ein paar Jahren. Da hat uns vielleicht sogar die Coronapandemie etwas geholfen. In dieser Zeit wollten immer mehr Leute ein Fahrrad und damit hat auch unser Beruf einen Aufschwung erlebt. So gesehen sind wir beim Nachwuchs gut aufgestellt, müssen aber dafür sorgen, dass dies einerseits so bleibt und anderseits die Mitarbeitenden unserem Beruf auch die Treue halten.

Wie gelingt das? Du hast selbst ein eigenes Fahrradgeschäft in Zofingen und bildest Lernende aus.
Da gibt es einen ganzen Blumenstrass an Möglichkeiten. Ich bin überzeugt, dass man die Mitarbeitenden in die Entscheidungen miteinbeziehen muss, damit sie sich ernstgenommen fühlen und sehen, dass sie etwas bewegen können und dass sie Entwicklungsmöglichkeiten haben. Man muss auch offener und flexibler sein, was die Arbeitszeiten angeht. Es muss drin liegen, dass man neben dem Beruf auch noch die Zeit für Familie und Freizeit findet und andere Benefits bieten, wie beispielsweise den Einkauf zum Selbstkostenpreis. Und eine kleine Aufmerksamkeit zwischendurch schadet auch nicht – auch wenn es nur mal ein Gipfeli am Morgen oder ein Dessert ist.
Welche weiteren Herausforderungen gibt es neben dem Fachkräftemangel in der Zweiradbranche?
Der Boom bei den E-Bikes führt dazu, dass unsere Fahrradmechanikerinnen und Fahrradmechaniker sich permanent weiterbilden müssen und der Beruf immer technischer wird. Wir müssen uns auch immer besser mit Software und Elektronik auskennen. In der Motorradbranche ist die Elektrifizierung weniger stark fortgeschritten, aber auch dort wird unsere Arbeit technisch immer anspruchsvoller.
Zurück zum Fachkräftemangel – wie beurteilst du die Situation aktuell?
Schon als ich vor 25 Jahren in den Beruf einstieg, hatten wir zu wenig Fahrradmechanikerinnen und Fahrradmechaniker. Das ist immer noch der Fall und der Zahl der offenen Stellen ist steigend. Das hängt auch mit den E-Bikes zusammen. Durch die E-Bikes gabs einen generellen Fahrrad-Boom, wodurch mehr Mechanikerinnen und Mechaniker benötigt werden. Vor allem auch deshalb, weil die Kundinnen und Kunden bei einem E-Bike deutlich seltener selbst Hand anlegen und kleinere Servicearbeiten vornehmen als bei einem normalen Velo.

Wie wollt ihr dem entgegenwirken?
Eine mögliche Lösung, in der ich viel Potenzial sehe, ist die Ausbildung Zweirad-Assistent/in EBA, die wir in diesem Sommer lancieren. Ich hoffe, dass wir an allen elf Berufsschul-Standorten in der Schweiz eine Klasse für diese neue Ausbildung füllen können.
Was ist die Idee hinter dieser neuen Ausbildung?
Wir haben immer mehr Arbeit, die in unseren Geschäften anfällt, aber immer weniger Fachkräfte. Also wollten wir eine Ausbildung schaffen für junge Menschen, die das nötige handwerkliche Geschick mitbringen, aber schulisch vielleicht (noch) nicht auf dem geforderten Niveau für eine EFZ-Ausbildung sind. Diese Talente wollen wir fördern und sie mit etwas mehr Zeit ebenfalls auf das EFZ-Niveau bringen.
Wie geht das?
Die EBA-Ausbildung ist so aufgebaut, dass diejenigen, die sich nach der EBA-Ausbildung bewähren, direkt im zweiten Lehrjahr der EFZ-Ausbildung einsteigen können. Es ist also möglich, die EFZ-Stufe als Fahrradmechanikerin oder Fahrradmechaniker in vier statt wie üblich in drei Jahren zu erreichen. Dasselbe gilt beim Motorradmechaniker, dort sind es dann einfach fünf statt vier Jahre. Wir sind überzeugt, dass wir so mehr Talente in unseren Beruf bringen können.
Siehst du die Zweirad-Assistent/in EBA klassisch in einem Fahrrad-Fachgeschäft oder auch im Sportfachhandel mit einer eigenen Veloabteilung?
Sowohl als auch. Ich sehe auch viel Potenzial für grössere Sportfachhändler. Gerade wenn beispielsweise ein Geschäft in einer Bergregion Bikes vermietet, kann ein Zweirad-Assistentin oder eine Zweirad-Assistent sehr viele Arbeiten übernehmen. Beispielsweise die ausgeliehenen Bikes wieder in Empfang nehmen, reinigen und für den nächsten Tag aufbereiten. Dafür ist nicht zwingend eine Mechanikerin oder ein Mechaniker mit EFZ-Abschluss nötig.
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